Stellungnahme zum Bericht im Wochenblatt 25. Februar 2017
Liebe Jesteburgerinnen und Jesteburger,
zu der Berichterstattung im Nordheide Wochenblatt am 25. Februar 2017 mit dem Titel ‚Jesteburg: Zentrum der Elite?‘ über eine mögliche Oberstufe möchte ich als Schulausschuss-Vorsitzende der Samtgemeinde gerne Stellung nehmen.
Zunächst ist es völlig unverständlich, warum und aus welchen konkreten Motiven heraus sich ein lokales Anzeigenblatt grundsätzlich gegen die Verbesserung von Bildungschancen für Kinder stellt. Und eine engagierte Schulleitung, die Elternvertretung und eine überparteilich Schulinitiative ganz bewusst ‚schlecht schreibt‘. Diese kritische Haltung war im Wochenblatt bereits eine Woche zuvor (17. Februar 2017) nachzulesen, als es um die vom Kreistag genehmigte Oberstufe für die IGS in Hittfeld ging. Mit dem Artikel zu Jesteburg hat das Wochenblatt nun noch einmal nachgelegt und damit klar Stellung gegen die Interessen der insgesamt 1.200 Schülerinnen und Schüler bezogen, die ihr Abitur an ihrer vertrauten Schule machen möchten – und nicht an unterschiedlichen Schulen, verteilt im Landkreis, auf denen vielleicht gerade noch ein paar Plätze frei sind und sie hoffentlich aufgenommen werden.
Grundsätzlich steht auch die Frage im Raum, was das Wochenblatt unter ‚elitär‘ versteht, wie es dort in der Überschrift heißt: Das Abitur bzw. Fachabitur erwerben in Deutschland aktuell mehr als die Hälfte eines Jahrgangs, Tendenz weiter steigend. Es ist also nicht ‚elitär‘, sondern tatsächlich die Regel, dass die Schülerinnen und Schüler den höchsten Schulabschluss erreichen. Stichwort Wissensgesellschaft! Dass dafür auch die entsprechenden Oberstufenplätze angeboten werden müssen, ist nicht nur folgerichtig, sondern auch gesetzlich vorgeschrieben.
Im zitierten Wochenblatt-Artikel wird außerdem an einigen Stellen unrichtig berichtet. Deshalb versorge ich Sie hier mit den richtigen Zahlen, Daten, Fakten und Hintergründen.
• Im Sommer 2018 verlassen ca. 90!! Schülerinnen und Schüler die 10. Klasse die Oberschule Jesteburg mit gymnasialem Angebot in Richtung Oberstufe mit dem Ziel Abitur ergo Oberstufe, in den Folgejahren sind es jeweils ca. 50-60 Kinder
• Auf Nachfragen unserer Schulleitung nach entsprechenden Oberstufen-Plätzen signalisieren die Schulleiter der umliegenden Gymnasien, dass sie bereits ausgelastet sind, die vorher mündlich gegebene Zusage eines Schulleiters wird nicht eingelöst
• Die Schulleitung entwickelt daraufhin das Ziel einer eigenen Oberstufe, erarbeitet ein aufwändiges Konzept, stellt es in allen Schulgremien (Schülerrat, Kollegium, SER, Schulvorstand) zur Abstimmung und erhält überall positive Beschlüsse
• Mögliche fachliche Abitur-Schwerpunkte sind MINT und Sport, evtl. auch bilingual
• Das erforderliche Oberstufen-Lehrpersonal ist bereits heute an der Schule vorhanden (mehr als ein Drittel Studienräte)
• Die Schulleitung wendet sich an die Landesschulbehörde zwecks Einrichtung einer eigenen Oberstufe
• Die Landesschulbehörde lehnt ab, Begründung u.a. ‚im Erlass nicht vorgesehen; nur bestehende KGSen, die in Oberschulen umgewandelt wurden, dürfen eine Oberstufe führen‘ = k.o.-Kriterium für jede Schul-Neugründung
• SER (SchulELternRat) schreibt daraufhin gemeinsam mit überparteilicher Schulinitiative Brief an Kultusministerin Heiligenstadt mit Bitte um Unterstützung für eigene Oberstufe
• Für eine entsprechende Abweichung vom Erlass ist nicht der Schulträger Landkreis Harburg zuständig, sondern das Kultusministerium, daher geht der Brief direkt an Frau Heiligenstadt
• Schulleiterin Iris Strunk hat Kenntnis von dem Brief
• Der Brief geht zur Kenntnis auch an Landrat Rainer Rempe, mit der Bitte um Stellungnahme, ist bisher nicht erfolgt
• Um ggf. nicht teuer neu bauen oder Container aufstellen zu müssen, wird auf Initiative der Schulleitung der 1. Stock des neu errichteten Schützenhauses neben der Schule als zusätzlicher Unterrichtsraum für eine Oberstufe geprüft, wird negativ vom Landkreis beschieden
Soweit der tatsächliche Stand der Dinge.
Die Oberschule hat es sich zum Ziel gesetzt, ,jedes Kind zu seinem bestmöglichen Bildungsabschluss zu führen‘. Das heißt für einige Hauptschulabschluss, für viele Realschulabschluss, und für die Gymnasialkinder und leistungsstarken Realschülerinnen und -schüler ganz konkret: Abitur. Als CDU-Politikerin und Vorsitzende des SG-Schulausschusses sehe ich meine Aufgabe darin, unseren Schulstandort mit vollen Kräften zu unterstützen – ganz im Sinne unserer Kinder.
Dazu gehört im konkreten Fall dann auch ein Brief an das Kultusministerium, dessen Aufgabe es ist, die bestmögliche schulische Bildung zu gewährleisten. Als mündige Bürger in einer Demokratie nehmen wir dieses Recht freundlich und im besten Sinne selbstbewusst in Anspruch. Wer Veränderung und positive Entwicklung möchte, muss an Türen klopfen, sich artikulieren, argumentieren und sich einsetzen. Genau das machen wir hier. Und wir lassen uns selbstverständlich nicht von einem Wochenblatt davon abbringen, im Interesse unserer Kinder und unseres Schulstandorts zu handeln.
Wir werden Sie zu den weiteren Entwicklungen laufend informieren. Schicken Sie uns gerne Ihr Feedback und am liebsten Ihre Unterstützung.
Danke und viele engagierte Grüße,
Nathalie Boegel
Vorsitzende des Schulausschusses
Mitglied des Schulvorstandes der Oberschule Jesteburg mit gymnasialem Angebot